Seit einem guten Jahr kennen wir nun den Begriff „Aerosole“ und was es damit auf sich hat. Wir alle produzieren Aerosole und atmen sie ein, ohne es zu merken. Bis heute müssen wir deswegen Abstand zu unseren Mitmenschen einhalten, um uns und die anderen vor einer Infektion zu schützen. Auch tragen wir deswegen einen Mund-Nasen-Schutz und FFP 2 Masken. 

Wir haben gemerkt, wie etwas ganz Selbstverständliches in unserem Leben, sich auf einmal verändert. Atmen, Sprechen, Singen, Sport treiben, Begegnungen mit anderen, all das fühlte sich unter der Maske so anders an und ist uns doch heute fast schon alltäglich vertraut. Nichts desto trotz freuen wir uns, wenn die Maskenpflicht in manchen Bereichen fällt und wir uns wieder freier fühlen können. 

 „Kommt, atmet auf“ – so heißt ja unser lila Liederbuch, eine Ergänzung zu unserem Gesangbuch, das wir gut in Gebrauch haben. „Kommt, atmet auf“ –  ein schöner Titel, der daran denken lässt, dass wir im Glauben/bei Gott aufatmen, durchatmen können. Ein Titel, der Hoffnung und Zuversicht vermittelt. „Kommt, atmet auf“ heißt aber auch das Lied 062, das Peter Strauch 1992 dichtete.  

„… dass euch Christus liebt, dass er eurem Leben Sinn und Hoffnung gibt“ so heißt es am Ende von Strophe 1. Sinn, weil durch Christus das ganze Leben in den Blick kommt. Denn mit Christus sind wir verbunden mit dem Gott, der den Anfang und das Ende in Händen hält und der selbst im Ende (Tod) einen neuen Anfang (Auferstehung) schenkt. Und damit bekommt das Leben Sinn, denn es erschöpft sich nicht länger nur in dem, was ich tue und leiste. Sondern in dem, was Gott für mich getan hat und wie er mein Leben schätzt und liebt. Und so kommt die Hoffnung dazu. Hoffnung, weil kein Moment meines Lebens sinnlos bleibt. Denn durch Gottes Tat in Jesus wissen wir, dass Gott auch in den dunklen Tagen und Stunden dabei ist. Dass wir eben niemals alleine sind. ER ist da an unserer Seite. Sinn und Hoffnung führen dazu, dass wir atmen, aufatmen dürfen. 

In der 2. Strophe hören wir: Gott spricht gerecht. Er fragt nicht nach Leistungen. Nicht nach Einkommen oder Herkunft. Nicht nach Farbe oder Geschlecht. Nein. Allen gilt das, was in Jesus Christus geschehen ist. Allen ist verheißen: Wir werden gerecht – in Jesus Christus. Nicht durch mich und nicht durch dich – nein: allein in Christus. 

Wie groß ist da die Freude. Wie groß ist da die Erleichterung. Wie groß ist förmlich das Aufatmen, das zu hören ist. „Noch ist Gottes Liebe für die Menschen da“, so betont es die 3. Strophe. Jesus Christus ist für uns da, er steht da mit offenen Armen. Keinen wird er von sich weisen. Keiner muss gehen. Wer aber kommt, der darf das Leben erleben, der darf das Aufblühen erleben. Ja, der darf aufatmen.

Denn Jesus verheißt uns, Leben zu finden. In versöhnter Freiheit, mit Gott, mit mir, mit meinen Mitmenschen. Und mit genügend Luft zum Leben. „Kommt, atmet auf, ihr sollt leben.“ Befreit atmen können – bei Gott aufatmen / durchatmen, weil er das Leben für uns will. Seine Liebe einzuatmen, um von ihr durchdrungen das Leben anzunehmen, zu gestalten, mit Sinn und Hoffnung zu füllen.

„Kommt, atmet auf, ihr sollt leben“! Was für eine Aufforderung. Kommt! Ihr braucht nichts mitzubringen. Kommt! Kommt einfach – und atmet auf. Denn ihr sollt leben. Hier und jetzt. – So ist unser Gott!

Ihre Pfarrerin Heimtraud Walz

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