Was ich in dieser Zeit vermisst habe!
Das Erzählen von Geschichten in den Kita-Gruppen und die Mitarbeitenden und Kinder in der Villa Kunterbunt —- die Gottesdienste —- die Jungkonfirmanden-Samstage und die Übernachtung —- die Osternacht in der Gottesruhkapelle —- die Konfis —- Menschen, die man einfach gerne besucht hätte —- das sorglose Treffen im Alltag —- die Gespräche bei zufälligen Begegnungen —- die Gemeinschaft mit Ehrenamtlichen, Mitarbeitenden, Freundinnen und Freunden —- Umarmungen!

Was mich in dieser Corona-Zeit gestärkt hat!
Sie zogen Daniel aus der (Löwen-) Grube heraus,
und man fand keine Verletzung an ihm;
denn er hatte seinem Gott vertraut. (Daniel 6,24)

Dieser Vers aus dem Danielbuch war der Losungstext am 21. April 2020. Eindrücklich ist er mir aus dieser besonderen Zeit im Gedächtnis geblieben. Mit dem Lockdown in Österreich begann die Evangelische Kirche dort ein Mittagsgebet, das über YouTube täglich bis Pfingsten zu den Menschen gesendet wurde. Über den YouTube Kanal „bayernevangelisch“ war ich auf das Mittagsgebet gestoßen. Mich sprach dieses Mittagsgebet sehr an und regelmäßig feierte ich dieses am Handy oder am PC mit. Jeden Tag wurde es aus einer anderen Kirche gesendet, Pfarrer und Pfarrerinnen legten den Losungstext oder den Lehrtext aus. Für mich wurde dieses kurze Mittagsgebet zum Segen. Dankbar bin ich heute für viel Gutes, Aufbauendes, für Mitgefühl und Glauben.

Die Pfarrerin, die den Vers aus dem Danielbuch auslegte, sprach über die heutigen und eigenen „Löwengruben“. „Ich starre auf meine Löwen, die mich überm.chtig bedrohen in dieser so merkwürdigen Zeit“ sagte sie. Und ich fand mich in diesem Bild wieder. Daniel war die ganze Nacht lang in dieser Grube, bevor er am nächsten Morgen aus ihr wieder herausgezogen wurde – unverletzt. Eine Nacht lang – Nächte, die man durchwacht aus den unterschiedlichsten Gründen sind oft kräftezehrende Nächte. Ob die Sorgen oder die Angst, die Schmerzen, die kreisenden Gedanken oder das einfach-nicht-schlafen-können in einem „brüllen“, wir sind froh, wenn wir aus diesen Nächten herausgeholt werden hinein in einen Tag. „Unverletzt“ käme ich da auch gerne heraus, aber mich begleiten oft die Erfahrungen der Nacht weiter, oder ich fühle mich müde und kraftlos. Neue Löwen, die brüllen.

Gott sei Dank, sind nicht alle Nächte und Tage so, aber manche. Bei anderen Menschen sind es viele solcher Nächte. „…man fand keine Verletzung an ihm, denn er hat seinem Gott vertraut“. In dieser Nacht war Daniel nicht allein. Gott sandte seinen Engel, der den Löwen den Rachen zugehalten hat, erzählt er am nächsten Morgen. Immer wieder das Vertrauen wagen: Ich vertraue darauf, dass Gott auch in meinen „Löwengruben“ ist und mich darin nicht alleine lässt. Dass er durch seine Engel auch meinen brüllenden Löwen den Rachen zuhält die „ganze lange Nacht“. Auch mir und dir ist zugesprochen: Ich bin nicht allein, du bist nicht allein und der neue Morgen naht. Solch eine Geborgenheit und Vertrauen möge Gott uns schenken und uns behüten in unseren Nächten und in unseren Tagen.

Wofür ich dankbar bin!
Für das Telefon —- für gute Gespräche —- für das Online-Mittagsgebet —- für die Familie —- Freundschaften —- schöne Fernsehgottesdienste —- gemeinsames Singen um 19 Uhr —- für kleine Nachrichten „ich denk an dich“ —- den Garten —- das Lächeln, das man trotz Maske sieht —- für die Arbeit —- für weniger Termine —- für Lockerungen —- für das Gebet – für den Glauben: Gott ist zu allen Zeiten für uns da!

Er hält und trägt diese Welt und meine kleine Welt durch seine Liebe und sein Erbarmen.
Ihre Pfarrerin Heimtraud Walz

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